„Es war schwer, seine Würde zu bewahren“

Piero Terracina
Piero Terracina beim Zeitzeugengespräch 2006 im Museum „Via Tasso“

Piero Terracina erzählt von der Deportation der römischen Juden

Piero Terracina (Jg. 1928) wuchs im faschistischen Italien auf. Er hatte, wie er selbst berichtet, eine ­glückliche Kindheit. Für ihn als jüdisches Kind verschlechterte sich die Situation erst in den späten 1930er Jahren, als antisemitische Ressentiments in der ­italienischen Bevölkerung ­gesellschaftsfähig wurden.

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Lia Finzi über Faschismus und deutsche Besatzung in Venedig

Lia Finzi

„Ich war ein ganz normales Mädchen, nicht mehr und nicht weniger“

Lia Finzi (Jg. 1928) ist stellvertretende Präsidentin des Instituts für Widerstand und Zeitgeschichte in Venedig (IVESER).
Sie hat die Shoa im Exil überlebt.
Als mit der deutschen Besetzung Venedigs im September 1943 die Deportation jüdischer ­­Ital­ienerInnen in die Vernichtungslager begann, musste auch sie ihre Geburtsstadt verlassen. Sie flüchtete mit ihrem Vater und ihrer Schwester in die Schweiz, was etwa 5.500 ­italienischen Juden gelang.

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„Man sollte nicht nur über die Via Rasella sprechen – es war massenhafter Ungehorsam!“

Rosario Bentivegna

Rosario Bentivegna (1922-2012) und der römische Widerstand

Rosario Bentivegna kam in dem Jahr auf die Welt, als der Faschismus an die Macht kam. Seine Kindheit und Jugend in Rom war sowohl von faschistischer Propaganda als auch von kirchlicher Indoktrination geprägt. Von starker Neugier getrieben, las er als Jugendlicher philosophische Werke, wodurch sein bürgerliches Weltbild ins Wanken geriet. Der Auslöser für seine Politisierung und antifaschistische Arbeit waren die Rassengesetze von 1938. Bentivegna war damals 16 Jahre alt.

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Sabotatori

Fernando Cavazzini 2001

Fernando „Toni“ Cavazzini: Fluchthelfer, Saboteur, Genossenschafter

28. Juli 1943: Trotz eines Versammlungsverbotes der Übergangsregierung Bardoglio gehen tausende Beschäftigte der „Reggiane“, einer Rüstungsfabrik für Kampfflugzeuge in Reggio Emilia, für ein Ende des Krieges auf die Straße. Als sie die Werkstore passieren, werden acht Arbeiter und eine Arbeiterin ­erschossen.
Fernando Cavazzini kann sich noch gut an das „Massaker der Reggiane“ erinnern. „Von diesem Tag an wurde ich ein anderer Mensch.“ ­Er wollte nicht mehr weiterarbeiten, als ob nichts gewesen sei, und nahm Kontakt zu den örtlichen Antifaschisten auf. Er half Soldaten bei der Flucht, ging später in die Berge und schloss sich als Partisan „Toni“ der 26° Brigade Garibaldi „Enzo Bagnoli“ an.

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„Wir wollten ein anderes Land aufbauen‘‘

Giacomo „Willi“ Notari (Jg. 1927) war Partisan in einer kommunistischen Garibaldi-Einheit

Giacomo Notari: Ich war 17, als ich zu den Partisanen ging. Ich ging während des Faschismus zur Schule, komme aus einem Bergdorf im Apennin, aus einer katholisch geprägten Familie. Nur ein Onkel von mir war Antifaschist, aber darüber wurde nicht mit uns Jungen diskutiert. Insofern hatte ich keine politische Vorbildung. Wir lebten in ganz ärmlichen Verhältnissen, wir erwirtschafteten gerade so viel, dass es zum Überleben reichte. Unsere faschistische Regierung ging zwar in Nordafrika Länder besetzen und führte in Spanien Krieg, aber in unseren Dörfern gab es nicht einmal fließend Wasser oder Elektrizität.

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Auf der Flucht

Die abenteuerliche Geschichte eines Wehrmachts-Deserteurs

WalterB-1k

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Als Walter B. Stalingrad nur mit Glück überlebt, immer mehr die Sinnlosigkeit des Krieges und die Schreckensseiten des NS-Regimes erkennt, fasst der Oberge­frei­te der Wehrmacht 1943 in Italien den folgenschweren Entschluss, zu deser­tie­ren. Über eineinhalb Jahre ist er bis Kriegsende auf der Flucht, gejagt von Feld­jägern und der Gestapo …

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Carrara:– Marmorstadt und Zentrum des anarchistischen Widerstands

 Fahne in Carrara„Das Bataillon Lucetti ist libertär und sonst nichts …“

Der Friedhof Turigliano in Carrara ist die letzte Ruhestätte der Anarchisten geworden. Anfangs war dort nur das Grab des Mussolini-Attentäters Gino Lucetti. Als sein Genosse später eines natürlichen Todes starb, wollte er an Lucettis Seite beigesetzt werden. So haben sich hier im Laufe der Zeit Persönlichkeiten der anarchistischen Bewegung ­eingefunden. Beispielsweise Giuseppe Pinelli, der sich als Jugendlicher der Resistenza anschloss und Anfang der sechziger Jahre die Gruppe Sacco und Vanzetti ins Leben rief. Deren Lokal war der erste Treffpunkt der Mailänder AnarchistInnen. 1969 kam Pinelli ums Leben, als er während eines Verhörs aus dem vierten Stock des Mailänder ­Polizeipräsidiums „fiel“. Die Polizei suchte die Verantwortlichen für das Massaker der Piazza Fontana, das sich später als Werk der Faschisten herausstellte, zielsicher im linken Spektrum und beschuldigte Pinelli. Dario Fo widmete seine weltbekannte Farce diesem
„zufälligen Tod eines Anarchisten“.

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Deutsche Deserteure in der Resistenza

Hans Schmidt
Hans Schmidt

Der schmale Grat zwischen Verweigerung und Widerstand

Über 100.000 deutsche Soldaten desertierten im Zweiten Weltkrieg. Gegen Deserteure, derer sie habhaft wurde, ging die Wehrmachtsjustiz mit erbarmungsloser Härte vor: 22.750 so genannte Fahnenflüchtige wurden zum Tode verurteilt. Viele wurden noch in den letzten Kriegstagen umgebracht.

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Die Familie Cervi

Anlaufstelle für die vielen Flüchtlinge

Aldo Cervi wird 1929 zum Militärdienst eingezogen. Wegen Befehlsverweigerung verbüßt er drei Jahre im Gefängnis. Dort trifft er auf politische Gefangene, die lesen und diskutieren. Wie für viele andere wird auch für ihn das Gefängnis zu einer „Universität“. Nach seiner Entlassung lässt er auch seine Familie an seinen neuen Ideen teilnehmen …

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