Carlo Porta – politisch verfolgter Antifaschist

Carlo Porta wäre nun 90 Jahre alt geworden

Carlo Porta kam am 5. Mai 1918 in Reggio Emilia als Kind antifaschistischer Eltern zur Welt. Aufgrund seiner antifaschistischen Oppositionstätigkeit musste er die Jahre 1939 bis 1942 in einem süditalienischen Straflager verbringen. Nach dem 8. September 1943, als Italien den Waffenstillstand mit den Alliierten schloss und Deutschland Italien besetzte, wurde er nach Deutschland deportiert.

„Diese Leute morgen früh kein Brot“ – Carlo Porta über seine Zwangsarbeit in DeutschlandCarlo Porta

Carlo Porta – Verbandspräsident der politisch verfolgten AntifaschistInnen Italiens (ANPPIA)

Carlo Porta kam am 5. Mai 1918 in Reggio Emilia als Kind antifaschistischer Eltern zur Welt, die AnhängerInnen der sozialistischen Partei waren und sich trotz aller Bedrohung niemals dem Faschismus anschlossen. Mit 16 Jahren sympathisierte Carlo bereits mit der kommunistischen Partei und zusammen mit anderen jungen Menschen las er die „l’Unitá“, die er konspirativ in Umlauf brachte. Von seinen Eltern, die von der Feldarbeit lebten, lernte er beizeiten den Einsatz für Demokratie und soziale Gerechtigkeit. Durch die Auseinandersetzung mit seinen FreundInnen und die Lektüre im Faschismus verbotener Schriften wurde er bald zum überzeugten Antifaschist, der gegen die Diktatur Position bezog. Er arbeitete als Mechaniker in der Fabrik „Reggiane“, weshalb er im März 1939 zur Luftwaffe eingezogen wurde und nach Rom musste.

Als seine antifaschistischen Aktivitäten entdeckt wurden, kam er in Rom ins Gefängnis und wurde von dort nach Reggio Emilia und weiter nach Castelfranco Emilia überführt. Schließlich verurteilte man ihn zu 3 Jahren Haft in der Verbannung wegen seiner kommunistischen Gesinnung und der Unterstützung der „Roten Hilfe“ (soccorso rosso). Nach Strafverbüßung konnte er kurzzeitig nach Hause zurückkehren. 1943 wurde er abermals eingezogen und nach Bari und von dort aus nach Albanien geschickt.

Mit dem Fall des Faschismus im Juli und dem Waffenstillstandsabkommen am 8. September 1943 wurde er von deutschen Truppen gefangen genommen und als Militärinternierter (IMI) nach Deutschland verschleppt.

Nach 40 Tagen Lagerhaft in Neu-Brandenburg kam er in ein Lager bei Wickede/Dortmund. Wie viele andere italienische Militärinternierte verweigerte auch Carlo Porta die Kollaboration mit der neu gegründeten faschistischen Republik von Salò (RSI) und den Nationalsozialisten. Zur Strafe wurden er und weitere 300 Verweigerer in Wickede durch Essensentzug gequält.

In der Nachkriegszeit war er als Arbeiter und Fahrer in den „Latterie Cooperative Riunite“ (Vereinigte Milchkooperative) von Reggio Emilia beschäftigt. Seine antifaschistischen Aktivitäten setzte er innerhalb der PCI (Kommunistische Partei Italiens) bis zur Auflösung der Partei fort. Zeitlebens setzte er sich für die Inhalte des antifaschistischen Widerstands und den Erhalt der italienischen Verfassung ein, die sich den Zielen der Resistenza verpflichtet sieht.

Carlo Porta war eine viel geschätzte Persönlichkeit, beliebt vor allem unter den Jugendlichen der Mittel- und Hauptschulen, die er noch bis vor wenigen Jahren bei den „viaggi della memoria“ (Gedenkstättenfahrten) zu vielen ehemaligen Konzentrationslagern begleitet. Ihnen berichtete er von seinen Erfahrungen, erzählte von dem Leid und dem Sterben in den Lagern. Auch besuchte er als Zeitzeuge Schulen, immer mit Spannung von den SchülerInnen verfolgt, die ihn für sein Engagement bewunderten und seiner antifaschistischen und demokratischen Haltung Respekt zollten.

An dieser Stelle sei eine Äußerung von ihm wiedergegeben, die er bei einer Gedenkstättenfahrt des ISTORECO im KZ Neu-Brandenburg machte, wo er einst gefangen war: „Ich bin hierher zurückgekommen wegen dieser jungen Menschen hier, die mein Herz erfüllen. Ich empfinde keinen Hass, gegenüber niemandem. Ich wünsche mir, dass das, was mir und vielen anderen widerfahren ist, den kommenden Generationen nie mehr geschehen möge. Alles andere wäre es eine nicht zu entschuldigende Katastrophe.“

Die Beerdigung von Carlo Porta fand am 28. November 2007 statt.

Presseerklärung von ANPPIA Reggio Emilia, ANPI, ALPI Reggio Emilia, ISTORECO, Istituto „Cervi.

Videointerviews mit Carlo Porta im European Resistance Archive