Widerstandsliteratur
In Deutschland nur lückenhaft bekannt sind sowohl die historisch-realen Aktionen italienischer Partisanen als auch dem literarischen Werke, die ab etwa 1944 aus diesen Aktionen hervorgingen. Der Grund: Im Klima des ab 1945 immer kälteren Kalten Krieges schienen die Übersetzung, Veröffentlichung und Analyse bestimmter Autoren „drüben“ wie „hüben“ nicht opportun. Der Vortrag will daher durchaus bekannte Schriftsteller wie Elio Vittorini, Italo Calvino oder auch Cesare Pavese behandeln. Der Schwerpunkt soll jedoch auf – hierzulande – unverdient weniger vertrauten Namen liegen: Beppe Fenoglio, Stefano Terra, Renata Viganò, Silvio Micheli und anderen.
Ihnen allen geht es nicht primär um die Verherrlichung erfolgreicher Waffengänge gegen deutsche und (faschistische) italienische Truppen. Im Vordergrund ihres literarischen Engagements steht die Beschreibung neuer Formen politischer und sozialer Verantwortung, neuer Formen individueller Opferbereitschaft als Alternativen zum entwürdigenden, blutigen „Helden“-Pathos der Achsen-Regime.
All dies in einer bis zur Selbstironie souveränen, bewusst einfachen, mitunter dialektalen Sprache, die auf ihre Weise gegen die unglaubwürdig bombastische Selbstdarstellung des Faschismus ankämpfte und so in Italien den Weg zur bedeutendsten Literaturepoche der sogenannten Nachkriegszeit ebnete.
Prof. Dr. Titus Heydenreich, Institut für Romanistik, Universität Erlangen-Nürnberg