Partisanenpfade im Piemont. Orte und Wege des Widerstands zwischen Gran Paradiso und Monviso.
In Turin und den benachbarten Bergregionen kämpften zwischen September 1943 und Ende April 1945 Tausende gegen Faschismus und Nationalsozialismus. Das Wanderlesebuch der Politikwissenschaftler Sabine Bade und Wolfram Mikuteit erzählt ihre Geschichten.
Neben den 23 Wandertouren, den ‚Sentieri Partigiani’, darunter auch Stadtspaziergänge durch Turin und Torre Pellice, die zu Stätten der piemontesischen Resistenza führen, enthält das Buch sehr viele Hintergrundinformationen.
Die Autoren erzählen in der 40-seitigen historischen Einleitung von Mussolinis Aufstieg, weil diese Widerstandsbewegung nur verständlich wird vor dem Hintergrund, dass beim Kriegseintritt Italiens an der Seite Hitler-Deutschlands 1940 ein damals 18-jähriger italienischer Wehrpflichtiger nicht einen einzigen Tag in einem demokratischen Staat gelebt hatte. Sie erzählen von dem 1933 in Turin gegründeten Verlag ‚Giulio Einaudi Editore’, mit dem Leone Ginzburg, Cesare Pavese, Giulio Einaudi, Carlo Levi, Vittorio Foa und viele andere versuchten, die faschistische Zensur zu unterlaufen und Bücher zu verlegen, die zu kritischem Denken anregen sollten – und dafür auch langjährige Haftstrafen und Verbannung in Kauf nahmen. Sie erzählen von dem Phänomen, das die italienische Historikerin Anna Bravo als eine der „größten Verkleidungsaktionen der italienischen Geschichte“ bezeichnet hat: Dass sich circa die Hälfte der Soldaten des italienischen Heeres, die sich am Tag der Waffenstillstandserklärung im deutschen Machtbereich befunden hat, durch Flucht der Gefangennahme und dem Transport in die deutschen Zwangsarbeitslager entziehen konnte. Weitere Artikel widmen sich Ada Gobettis ‚Diario partigiano’, dem Massaker von Cumiana, Generalfeldmarschalls Kesselrings ‚Bandenbekämpfung’ und dem Mythos vom ‚sauberen Krieg an der Südfront’. Hier findet sich auch das Gedicht ‚Kamerad Kesselring’ vom Zivilrechtler Professor Piero Calamandrei, geschrieben in Erinnerung an den Kriegsverbrecher, der kaltschnäuzig genug für die Bemerkung war, die Italiener täten gut daran, ihm für sein Verhalten in der Zeit, in der er den Oberbefehl auf dem italienischen Kriegsschauplatz innehatte, ein Denkmal zu errichten.
„Wenn Ihr dorthin pilgern wollt, wo unsere Verfassung geschaffen wurde, geht in die Berge, wo die Partisanen fielen“, forderte auch Piero Calamandrei 1955 in einer berühmt gewordenen Vorlesung auf. Daran orientiert sich das Wanderlesebuch “Partisanenpfade im Piemont“. Es erläutert die Welt der Alpentäler, die sich fächerartig westlich der Barockstadt Turin bis zum Alpenhauptkamm ziehen und führt an Plätze, in denen die Geschichte der piemontesischen Resistenza wachgehalten wird. Es enthält neben allen wesentlichen Informationen (GPS-kartierte anschauliche Karten, Übernachtungsmöglichkeiten, Einkehrorte, Preisangaben, Hinweise auf lohnenswerte Museen und andere Tipps) und vielen Farbfotos auch historisches Bildmaterial, das vom Istituto piemontese per la storia della resistenza e della società contemporanea ‚Giorgio Agosti‘ und dem Centro Studi Piero Gobetti in Turin zur Verfügung gestellt wurde.
Sabine Bade, Wolfram Mikuteit: “Partisanenpfade im Piemont. Wege und Orte des Widerstands zwischen Gran Paradiso und Monviso”.
Verlag Querwege. Konstanz 2012. 272 Seiten. € 19,90; Fr. 25.90. ISBN978-3-941585-03-4.
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