Zeittafel: Italien 1938 – 1945

Ein Überblick zu den Ereignissen in Italien von 1938 bis zur Befreiung vom Faschismus und die Volksabstimmung über die künftige Staatsform  …
1938

14. Juni: Der vermutlich von Mussolini verfasste Text „Der Faschismus und das Rassenproblem“ wird veröffentlicht, darin finden sich die Behauptungen, dass es eine „reine italienische Rasse arischen Ursprungs“ gebe und „die Juden der italienischen Rasse nicht“ angehörten; jegliche „Rassenvermischung“ wird verurteilt.
Anfang September: Verkündung von staatlichen Repressionsmaßmahnen gegen die jüdische Bevölkerung: Ausweisung aller ausländischen Juden innerhalb von sechs Monaten, Einrichtung eines Obersten Rates und einer Generaldirektion für Demographie und Rasse beim Innenministerium; Ausschluss der Jüdinnen und Juden – LehrerInnen und SchülerInnen – aus allen staatlichen Schulen; listenmäßige Erfassung der in den Provinzen gemeldeten jüdischen Bevölkerung bei den Polizeipräsidien.

1939
22. Mai:
„Stahlpakt“ zwischen Italien und Deutschland beschließt Unterstützung bei Angriffen auf Drittländer.

1940
10. Juni:
Italien erklärt Frankreich und Großbritannien den Krieg

1941-1942
Italien ist als Verbündeter des Deutschen Reiches Besatzungsmacht auf dem Balkan, in Frankreich und Griechenland und nimmt am Überfall auf die Sowjetunion teil.
11. Dezember 1941: Deutschland und Italien erklären den USA den Krieg

1943
Januar: Vernichtung der italienischen Armee in Russland
3. März: Abkommen von Lyon zwischen Kommunisten, Sozialisten und der Gruppe „Giustizia e Liberta“ zur Vorbereitung des nationalen Aufstands und von bewaffneten Aktionen.
März: ArbeiterInnenstreiks in Norditalien
13. Mai: Kapitulation der deutsch-italienischen Truppen in Afrika
9./10. Juli: Landung der Alliierten Streitkräfte (USA, Großbritannien) in Sizilien
24./25. Juli: Mussolini wird abgesetzt und König Vittorio Emanuele III ernennt Marschall Badoglio zum Begierungschef. Auflösung der faschischtischen Patei.
26. Juli 43: Demonstration u. Befreiung von politischen Gefangenen in Reggio Emilia nach dem Sturz Mussolinis
27. Juli: Besprechung Hitlers mit dem Oberkommando der Wehrmacht (OKW) über die Besetzung Italiens („Unternehmen Alarich“).
3. September: Teile der Alliierten Truppen setzen von Sizilien auf das italienische Festland (Kalabrien) über. Am 9. September landen die Haupttruppen in Salerno (südl. von Neapel). Geheimer Waffenstillstand zwischen Italien und den Allierten.
8. September: Die Regierung Badoglio flieht, da der Waffenstillstand bekannt wird, bevor die Alliierten Rom erreichen konnten. Deutsche Truppen besetzen daraufhin Nord- und Mittelitalien. Wehrmachtsbefehl zur Entwaffnung und Gefangennahme aller italienischen Einheiten.
9. September: Der Comitato di Liberazione Nazionale (CLN) wird von einem breiten Bündnis gegründet
11. September: Das Deutsche Reich übernimmt die Kontrolle zwischen der Alpenlinie und der Front im Süden (Linie Salerno-Benevento-Eboli). Damit erhalten die deutschen antijüdischen Gesetze Gültigkeit in den besetzten Gebieten. Das bisherige Kriegsgefangenenlager in Fossoli di wird Durchgangslager für politische Gefangene und Juden.
12. September: Mussolini wird von einem SS-Kommando aus seinem Arrest in einem Grand-Hotel in den Abruzzen befreit.
19. September: SS-Einheiten erschießen 32 EinwohnerInnen von Boves (Provinz Cuneo) und brennen das Dorf nieder.
23. September: Mussolini ruft am Gardasee die Repubblica Sociale Italiana, die Republik von Salò, aus
Oktober: 1.127 Jüdinnen und Juden werden aus Rom nach Auschwitz deportiert.
1. Oktober: US-Truppen treffen in Neapel ein, wo seit vier Tagen die Bevölkerung gegen die Deutschen kämpft.
15. Oktober: Die Regierung Badoglio erklärt Deutschland den Krieg.
November: Deportationen aus Genua (300 Personen), aus Florenz (343 Personen) und aus Venedig (200 Personen) nach Auschwitz.
November/Dezember: Streiks in Turin, Mailand und Ligurien lähmen die Rüstungsproduktion.

1944
22. Januar:
Landung US-amerikanischer Truppen bei Nettuno und Anzio im Rücken der deutschen Front; bis Mai Kämpfe an der „Gustavlinie“ (Montecassino).
1.-8. März: Generalstreik in Mailand und Turin als Protest gegen Deportationen und die Ausplünderung der italienischen Industrie für die Interessen der deutschen Rüstung.
25. März: Erschießung von 335 Geiseln in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom in der Verantwortung der Wehrinacht (Oberst Maelzer) und der SS (Polizeichef Kappler) und unter der Mitwirkung italienischer Faschisten.
3. April: Das Massaker von Cumiana (in der Nähe von Turin): Als Vergeltungsaktion für einen Partisanenangriff auf einen Versorgungslastwagen, wobei auch italienische SS-Angehörige gefangen genommen werden, erschießt eine SS-Einheit 51 Geiseln.
Mai: Bildung eines gemeinsamen militärischen Kommandos der italienischen und slowenischen PartisanInen im Friaul. Der Handstreich von Montecchio Maggiore: PartisanInnen besetzen das Marineministerium von Salo‘ und erbeuten Waffen und Munition.
4. Juni: Befreiung Roms. Einmarsch US-amerikanischer Truppen; deutscher Rückzug auf die „Gotenlinie“ im Apennin; Verstärkung des Partisanenkampfes in Oberitalien.
9. Juni: Bildung des Generalkommandos der Freiwilligenkorps der Freiheit (CVL) als einheitliche militärische Leitung des Widerstandskampfes.
15. Juni: „Der Streich von Belluno“: Als deutsche Soldaten verkleidete Partisanen befreien politische Gefangene in Venetien.
3. Juli: Befreiung von Siena durch die Garibaldi-Division „Spartaco Lavagnini“.
28. Juli – 3. August: Schlacht von Montefiorino (Emilia Romagna), die größte Feldschlacht des Partisanenkriegs in Italien.
11. August: Befreiung von Florenz unter wesentlichen Anteil von PartisanInnen.
10. September: Beginn der alliierten Offensive gegen die deutschen Verteidigungsstellungen der „Gotenlinie“ in Mittelitalien. Proklamierung der „Partisanenrepublik Ossola“, die am 19. Oktober von der Wehrmacht eingenommen wird.
19.-28. September: Vormarsch der Wehrmacht und italienischer faschistischer Einheiten in Venetien (Monte Grappa).
Anfang Oktober: SS-Massaker in Marzabotto.
10. Oktober – 2. November: „Die 23 Tage der freien Partisanenrepublik von Alba“.
10. November: Aufruf des alliierten Oberkommandos (General Alexander und General Clark) an die PartisanInneneinheiten, ihre Kampfhandlungen in den Wintermonaten einzustellen, was in der Praxis die Auflösung bedeutet hätte; das CVL hingegen orientiert sich auf die Verlagerung der PartisanInnenkämpfe „in die Ebene“; u.a. Verteidigung der Elektrizitätswerke und des Hafens von Genua gegen die Zerstörungspläne der Wehrmacht und SS.
November/Dezember: Vergeltungsaktionen von Wehrmacht, SS und italienischen Faschisten gegen PartisanInnen im Piemont, Emilia, Venetien, Ligurien
Dezember: Regierung Bonomi erkennt das Komitee der nationalen Befreiung Oberitaliens (CLNAI) als rechtsmäßige Vertreterin im noch okkupierten Norditalien an.
Dezember: Seit Februar wurden 837 Jüdinnen und Juden aus Triest und über 1.800 von der Insel Rhodos nach Auschwitz, Ravensbrück und Bergen-Belsen deportiert; mind. 173 jüdische Menschen werden auf italienischem Boden ermordet.

1945
28. März:
Streik in Mailand.
4./5. April: Beginn der Schlussoffensive der Alliierten; PartisanInnenangriffe in Ligurien, Emilia und im Piemont.
18. April: Generalstreik in Turin; Streik der Eisenbahner in Mailand.
21. April: Bologna wird durch PartisanInnen befreit; zwei Tage später Modena.
25. April: Beginn des Aufstands in Genua, Mailand und Turin.
25. April: PartisanInnen befreien Mailand
27. April: In Genua kapitulieren 7.000 Wehrmachtssoldaten vor dem Kommando der Partisanendivision „Cichero“; Kapitulation deutscher und italienischer faschistischer Truppen in Padua vor PartisanInnen.
28. April: PartisanInnen befreien Bergamo und Turin; Aufstand in Venedig; Erschießung Mussolinis, der in die Schweiz fliehen wollte, durch Partisanen. Alliierte Truppen schneiden der Wehrmacht den Rückzug über die Alpen ab.
29. April: Piacenza unter starker Mitwirkung von PartisanInnen befreit. Unterzeichnung der Kapitulation der Wehrmacht in Caserta.
30. April: Unter Mitwirkung von PartisanInnen werden Treviso, Belluno, Triest, Bassano und die Region zwischen Alto Adige und Brenta sowie die Provinz Parma befreit.
2. Mai: Angehörige der 1. Kompanie der SS-Karstwehr hinterlassen in Avasinis 51 Tote. Die in Pottenstein (Fränkische Schweiz) ausgebildete SS-Einheit befand sich auf dem Rückzug und rächte sich erbarmungslos an den BewohnerInnen des Bergdorfes im Friaul für einen Schusswechsel mit Partisanen. Die deutschen Truppen in Italien hatten bereits am 28. April kapituliert.
7. Mai: Befreiung der Region Carnia (Friaul).
20. Juni: Bildung einer aus dem Widerstandskampf hervorgegangenen Regierung unter der Beteiligung von PCI, PSI, DC, der Liberalen Partei, der Aktionspartei und der Demokratie der Arbeit.

1946
2. Juni
: Volksabstimmung über die künftige Staatsform: 12.672.767 ItalienerInnen stimmen für die Republik; 10.688.905 für die Monarchie.